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Struktur der Handgesten

Müller, Biliana:
Die Struktur der Handgesten im indischen Tanz nach dem "Nāṭya-Śāstra" des Bharata (NŚBh) / vorgelegt von Biliana Müller. - Berlin, 2008. - 385 S. [Elektronische Ressource]
Hochschulschrift: Berlin, Techn. Univ., Diss., 2008
URN: urn:nbn:de:kobv:83-opus-20342

Beschreibung
In der vorliegenden Untersuchung wird eine Strukturanalyse der Gestensprache im indischen Tanz nach einem schriftlich vorliegenden Text vorgeschlagen – dem neunten Kapitel des ‚Nāṭya-Śāstra‘ eines legendären Autors namens Bharata. Der untersuchte Text ist Zeugnis für ein Zeichensystem, das über mehr als zwei Jahrtausende als Basis für die symbolische Interaktion auf dem indischen Subkontinent gedient hat und heute in zahlreichen Variationen präsent ist.
   Dieses Zeichensystem ist im semiotischen Diskurs mehrfach mit unterschiedlicher Zielsetzung untersucht worden, allerdings ausschließlich auf der Grundlage von Sekundärquellen. Für die hier vorgeschlagene Zeichenanalyse wird der Sanskrittext, zusammen mit dem dazugehörigen Sanskritkommentar „Abhinavabhāratī“ und den Hindikommentaren „Bālakrīḍā“ und „Madhusūdanī“ im Original herangezogen.
   Auf dieser Textgrundlage wird für das untersuchte Zeichensystem eine Strukturanalyse im Rahmen der Stratifikationsgrammatik (SG) durchgeführt, nach der eine Komponentengliederung in vier hierarchisch geordneten Sprachebenen (Strata) erfolgt. Im Mittelpunkt stehen die Einheiten auf dem dritten Stratum, die in Anlehnung an die etablierte Terminologie aus der Gestenforschung als Embleme bezeichnet werden und das Zeicheninventar des untersuchten Zeichensystems bilden. In der eingeführten Terminologie aus SG werden diese Einheiten als Realisate der Einheiten des darüber liegenden sememischen Stratums und als Realisationen der Einheiten des darunter liegenden morphemischen Stratums verstanden und dargestellt. Die Analyse hält fest, dass für diese Einheiten der Text eigenständige Bezeichnungen einführt, die eine onomasiologische Verwandtschaft zu der Handform aufweisen, mit der das jeweilige Handzeichen (Emblem) ausgeführt wird, und eine Metasprache bilden, deren Objektsprache die Handgestensprache im Tanz ist. Die grundsätzliche Unterscheidung zwischen der Bezeichnung und der Bedeutung eines Emblems wird mit Hilfe eines dyadischen Zeichenmodells nach Ferdinand de Sausure veranschaulicht. Das aus 477 Emblemen bestehende Zeicheninventar wird in einer Datenbank erfasst. Eine Sortierung nach den Sanskritbenennungen der Handformen ist als graphemisch geordnete Liste nach dem lateinischen Alphabet dem Text beigefügt.

Quellen: Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek; TU Berlin; Deutsche Nationalbibliothek.